Geschichten aus: 52 Jahre Kaiser Stuck
Eines Tages kam eine Dame mit einem Buch über die Kaiservilla in Bad Ischl in unser Geschäft, Kaiser Stuck, und zeigte mir das Bild mit dem Schreibzimmer der Kaiserin Elisabeth von Österreich.
„Arbeiten Sie nur in Wien – oder auch in den Bundesländern?“
„Können Sie mir den Stuck genauso machen?“
„Würden Sie auch die anderen Gewerke hinzubringen und die Arbeiten koordinieren?“
Nachdem ich all diese Fragen zur Zufriedenheit beantwortet hatte begann ich dieses Projekt zu entwickeln.
Ich recherchierte den Besitzer der Kaiservilla, Herrn Markus Emanuel Habsburg-Lothringen, dem Sohn des Erzherzogs von Österreich.
Ich bekam eine Fotografieerlaubnis und durfte auch das Zimmer betreten, welches normalerweise sogar bei Führungen abgesperrt ist, und konnte sämtliche Maße und Bilder anfertigen, die ich zur Durchführung dieses Projektes benötigte.
Durch unsere langjährige Tätigkeit haben wir natürlich lange Kooperationen mit den verschiedensten Spezialisten für die besondere Raumgestaltung und hochwertige Renovierung.
Also habe ich „meine“ Vergolder, Dekorationsmaler, Tapezierer, Maler und natürlich auch die Stuckateure zusammengetrommelt und einige Monate später die Arbeiten ausgeführt.
Besonderheiten:
Tatsächlich aus Holz waren nur das Türblatt samt einfachem Rahmen, die Fenster und die Konstruktion der Heizkörperverkleidung.
Alles andere wurde aus (teilweise gehärteten) Kaiser Stuck (R) Gipselementen gefertigt.
Die teilweise direkt an der Baustelle gefertigten Kaiser Stuck (R) Elemente wurden nach klassischer Art in mehreren verschiedenen Ebenen angebracht, um eine echte Lambris (Lamperie) zu schaffen. U.a wurde an der Decke von unserem Stuckateur eine spezielle Stupftechnik angewandt um dem Original zu entsprechen.
Der besonders teure Stoff für die Wandbespannung wurde auf uralten Webstühlen gefertigt, natürlich bei Rubelli in Venedig. Dementsprechend heikel und anspruchsvoll war die Verarbeitung. Selbstverständlich auch kam auch hier die klassische Verarbeitung zur Anwendung: mit Molton als Unterfutter, Bespannung unter hoher Luftfeuchtigkeit und starkem Zug.
Der Dekorationsmaler brachte die Lasierung auf unsere Stuckarbeiten auf:
in den Füllungen Wurzelholzoptik, die Profile und Kleinflächen wurden in Nußholzoptik ausgeführt. Danach wurde die Blattvergoldung aufgetragen. Sämtliche (Kunst-)Handwerkerarbeiten wurden nach alten Techniken ausgeführt.
Kuriosum:
Der Arbeitsbeginn verzögerte sich wegen des Brandes der Oper in Venedig, dem Teatro La Fenice.
Denn Rubelli unterbrach alle anderen Aufträge um die Textilien für den Wiederaufbau des Opernhauses rasch zu produzieren. So mußten weltweit alle Kunden warten – auch wir.
(Wikipedia: Teatro La Fenice – 29. Januar 1996…)
Natürlich erfreut sich unser Kunde bei jedem Betreten des Raumes an der besonderen Ausstattung und es wird immer noch Kontakt gepflegt. So erfuhren wir, dass Besucher raten mußten, aus welchem Holz die Wandverkleidung gemacht wurde; natürlich hat niemand erraten, dass es Kaiser Stuck (R) – Modelle waren.
Im Dorotheum hat der Kunde auch den Sekretär und andere Möbel erstanden, die genau aus der damaligen Zeit stammen und vielleicht sogar einmal in der Kaiservilla standen.